Finpod – Audiobeitrag 10: Time statt Timing! („schutzinvest® macht börsenfest“ – Teil 1)

Hallo und herzlich willkommen zur zehnten Ausgabe des FINPOD, dem Finanzenpodcast der schutzinvest® zur Stärkung Ihres persönlichen Finanzfachwissens! In der heutigen Folge geht es um die statistisch erwiesene Erkenntnis, dass auf lange Sicht gesehen für den Erfolg von Wertpapierinvestitionen Zeit (also ausreichend lange und vor allem sogar dauerhaft investiert zu sein), viel wichtiger zu sein scheint, als zu versuchen, den richtigen Zeitpunkt für einen Ein- oder Ausstieg zu finden.

Vorab: Sie können alle Podcast-Folgen direkt hier auf der Webseite abspielen und anhören – oder Sie abonnieren Sie bequem und kostenlos in eine App für Podcasts auf Ihrem Smartphone oder Tablet (bspw. über das Anklicken des „Abonnieren“-Feldes, das hier unten im Webplayer angezeigt wird). Bei Apple ist eine solche App bereits auf iPhones und iPads vorinstallierte und heißt schlicht „Podcasts“ (dort können Sie auch direkt nach „FINPOD“ oder nach „schutzinvest“ suchen). Für Android-Geräte gibt es bspw. die kostenlose App „Google Podcasts“.

Darüber hinaus finden Sie alle FINPOD-Audiobeiträge auch auf Spotify, Deezer, YouTube und in ITunes. Sie sehen: Die Zugangswege sind vielfältig, wählen Sie einfach für sich den für Sie angenehmsten aus. Somit also können Sie die Beiträge anhören wann und wo immer Sie es möchten. Sei es bspw. bei der Haus- oder Gartenarbeit, während einer Autofahrt, beim Sport oder Einkaufen, oder, oder, oder. Ganz wie Sie es mögen!

Nun aber zur zehnten Folge, die ich am 07. August 2019 aufgezeichnet habe. Mit dem Untertitel „schutzinvest® macht börsenfest“ kennzeichne ich beginnend mit dieser Ausgabe diejenigen FINPOD-Folgen, die dazu gedacht sind, insbesondere Ihr Börsen-Wissen zu vertiefen. Und ich denke, dass die Inhalte der heutigen Ausgabe besonders wichtiges Basiswissen enthalten. Insofern also ist das passend zum kleinen Jubiläum der zehnten FINPOD-Folge und auch als Auftakt „schutzinvest® macht börsenfest“-Reihe.

Übrigens: Gibt es ein Thema, das sie einmal behandelt wissen möchten? Oder haben Sie Fragen zur heutigen Folge? Dann rufen Sie mich gerne an oder mailen Ihre Themenvorschläge und/oder Fragen an: fragen@finpod.de. Nun wünsche ich Ihnen wertvolle Erkenntnisse, weiter unten finden Sie eine vollständige Mitschrift (das Transkript) dieses Podcasts sowie alle im Podcast erwähnten Studien- und Quellenangaben.

Transskription, Studien- und Quellenangaben:

Hallo und herzlich willkommen zur zehnten Ausgabe des FINPOD, dem Finanzenpodcast der schutzinvest® zur Stärkung Ihres persönlichen Finanzfachwissens! MEIN Name ist Jens Kregeloh und erlauben Sie mir heute zunächst ein Wort in eigener Sache:

Mit dem Untertitel „schutzinvest® macht börsenfest“ kennzeichne ich beginnend mit dieser Ausgabe diejenigen FINPOD-Folgen, die dazu gedacht sind, insbesondere Ihr Börsen-Wissen zu vertiefen. Und ich denke, dass die Inhalte der heutigen Ausgabe besonders wichtiges Basiswissen enthalten. Insofern also ist das passend zum kleinen Jubiläum der zehnten FINPOD-Folge und auch als Auftakt der „schutzinvest® macht börsenfest“-Reihe.

Ich nehme diese Folge zur Mittagszeit am 07–. August 2019 auf. Fast genau drei Jahre nach der Veröffentlichung meines ersten „Time statt Timing“-Artikels und wenige Tage, nachdem US-Präsident Trump wieder einmal per Tweet mit seiner Ankündigung von Zöllen auf nun wohl nahezu alle chinesischen Importe und damit einer deutlichen Verschärfung des Handelsstreits zwischen den USA und China für deutliche Börsenrückgänge gesorgt hat. Und auch dieses Geschehen passt gut zum und ist eine Überleitung zum heutigen „Time statt Timing“-Podcast.

Um das vorwegzuschicken: Ich verfüge nun über fast 35 Jahre persönliche Börsenerfahrung und trotz dieser grossen Erfahrung und auch trotz der klaren statistischen Erkenntnisse, die ich Ihnen mit der heutigen Folge vermitteln möchte – bin auch ich bei Nachrichtenlagen wie der aktuellen nicht entspannt oder gar sorgenfrei. Der typischen Anleger- und/oder Börsenpsychologie also kann man sich auch als Profi nicht ganz entziehen. Umso wichtiger ist also das Verinnerlichen der gleich zu besprechenden „Time statt Timing“-Aspekte.

Ich werde Ihnen nachfolgend einige Zahlen benennen, ja benennen müssen, was für eine reine Audioübertragung natürlich nicht gerade optimal ist. Ich hoffe aber, sie so betonen zu können, dass die wesentliche Bedeutung gut rüberkommt. Den Faktencheck für alle, die es genau wissen möchten finden Sie dann wieder im Begleittext zum heutigen Podcast, den Sie unter www.finpod.de finden. Dort habe ich alle genannten Studienergebnisse für Sie zum Nachlesen verlinkt.

Worum also geht es bei der Formulierung „Time statt Timing“? Nun, schon die Übersetzung hilft ein wenig weiter, also in etwa: „Zeit, statt Zeitpunkt“. Dahinter steht die Erkenntnis, dass auf lange Sicht gesehen für den Erfolg von Wertpapierinvestitionen Zeit (also ausreichend lange und vor allem sogar dauerhaft investiert zu sein), viel wichtiger zu sein scheint, als zu versuchen, den richtigen Zeitpunkt für einen Ein- oder Ausstieg zu finden.

Eine Studie des Fondsanbieters Fidelity aus Juni 2016 zeigte dies deutlich. Daraufhin schrieb ich den damaligen Artikel den ich vorhin erwähnt habe. Um nur ein Beispiel daraus hervorzuheben: Wer mit Einführung des Euros am 01.01.1999 genau € 1.000,00 in den europäischen Aktienindex MSCI Europe investierte hätte, hätte am 31.05.16 daraus € 1.992,00 gemacht, also sein Kapital fast verdoppelt (wobei mir wichtig ist zu erwähnen: bei aktiv gemanagten Top-Fonds für europäische Aktien hätte das Ergebnis noch einmal erheblich besser ausgesehen als bei dem hier genannten Index-Investment). Doch zurück zu den Zahlen: Also diese ungefähre Verdoppelung inklusive aller Börsenkrise in dieser Zeit hätte ganz anders ausgesehen, wenn man nur wenige der besten Börsentage verpasste hätte.

Es kam heraus: Wer auch nur die besten zehn besten Börsentage dieser über 6300 Kalendertage verpasst hätte, weil er eben nicht investiert war – hätte sein Kapital gerade einmal erhalten (mit € 1.023 um genau zu sein). Und wer sogar an den besten 40 Tagen von über 6300 Tagen nicht investiert gewesen wäre, hätte nicht nur nichts gewonnen, sondern nach diesem Zeitraum fast zwei Drittel seines Kapitals verloren auf einen Endstand von € 324,00. Zur Wiederholung: die 10 besten Börsentage der 6300 Kalendertage verpasst: nur noch Kapitalerhalt, die besten 40 Börsentage dieser 6300 Kalendertage verpasst: zwei Drittel verloren.

(Quelle: https://www.fondsprofessionell.de/news/maerkte/headline/studie-nur-10-tage-entscheiden-ueber-ihren-aktienerfolg-125568)

Doch weiter geht es: Denn vor vier Monaten, im April 2019, legte die Sutorbank mit einer ähnlichen und jetzt natürlich aktuelleren Analyse nach. Sie untersuchte einen noch längeren Zeitraum, nämlich von Anfang 1988 bis Ende 2018. Zur Erinnerung: Darin enthalten waren natürlich auch alle Börsenkrisen dieser Zeit, wie u.a. der Oktober 1989, der Golfkrieg, die Asienkrise, die Russlandkrise, die LTCM Hedgefonds-Krise, das Platzen der Dotcom-Blase (also der „Neuer Markt-Blase“), der 11. September 2001 und natürlich die Quadrologie von Finanzkrise, dann Griechenlandkrise, Fukushima und nicht zu vergessen dem Brexit. Oder als Börsianer gesprochen: der ganz normale Wahnsinn!

Also wie hat sich das trotz all dieser Krisen entwickelt und wie hätte selbst in diesem langen Zeitraum das Thema „Time statt Timing“ gewirkt? Ich würde sagen: die nachfolgenden Zahlen sind mindestens so beeindruckend wie die vorhin genannten!

Der betrachtete Zeitraum nämlich entspricht diesmal sogar ca. 11.300 Kalendertagen bzw. ca. 8.000 Börsenhandelstagen. Und ich greife aus dieser Studie nur einmal die Zahlen von Deutschland (gemessen am DAX-Index), den USA (gemessen am S&P 500-Index) und der Welt (gemessen am MSCI World-Index) auf.

Ich nenne dabei zuerst die durchschnittliche Rendite pro Jahr (die per se übrigens schonmal interessant ist und Wertpapiermuffel einmal aufhorchen lassen sollte in Zeiten von Niedrig- und Minuszinsen), dann nenne ich die Zahl der verpassten besten Börsentage, die ausgereicht hätte, die Rendite zu halbieren und zum Schluss die Anzahl der verpassten Börsentage, die dazu geführt hätte, dass man sogar einen Verlust erzielt hätte.

Deutschland: 7,2% Rendite pro Jahr. Wie viele verpasste beste Börsentage von 8.000 hätten für eine Halbierung der Rendite gereicht? 13. Wie viele verpasste beste Börsentage um ein Minus zu machen über den langen Zeitraum: 33.

USA: 7,5% Rendite pro Jahr. Wie viele verpasste beste Börsentage von 8.000 hätten für eine Halbierung der Rendite gereicht? 17. Wie viele verpasste beste Börsentage um ein Minus zu machen über den langen Zeitraum: 42.

Welt: 4,4% Rendite pro Jahr. Wie viele verpasste beste Börsentage von 8.000 hätten für eine Halbierung der Rendite gereicht? 12. Wie viele verpasste beste Börsentage um ein Minus zu machen über den langen Zeitraum: 30.

(Quelle: https://www.fondsprofessionell.de/news/uebersicht/headline/studie-das-meiste-geld-mit-aktien-verdient-man-im-schlaf-152331/ref/2/)

Und auch hier in Wiederholung: zwischen 12 und 17 verpasste Börsentage von 11.300 Kalender- bzw. 8.000 Handelstagen hätten also für eine Halbierung der Renditen ausgereicht. Und zwischen 30 und 42 dafür, eine negative Rendite zu erzielen! Kaum zu glauben, oder?

Wie kommt es zu diesen extremen Zahlen, zu diesen ungewöhnlichen Verhältnissen? Das liegt vor allem daran, dass in einer Mehrzahl der Fälle die besten Börsentage innerhalb von nur zwei Wochen nach den schlechtesten Börsentagen folgen. Und genau das ist das Wichtige zu wissen.

Denn wenn man als Anleger bei einem Kursrutsch womöglich überängstlich alle Papiere verkauft, ist mindestens die Frage zu stellen, wann man überhaupt wieder einsteigt (also: wann traut man es sich wieder, traut man es sich überhaupt wieder oder ist man für alle Zeit verbrannt und „verbranntes Kind scheut das Feuer“?) und dann erst recht die Frage zu stellen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man sich dann innerhalb von weniger als zwei Wochen wieder traut, einzusteigen oder nicht. Denn sonst bzw. genau während dieser Überlegungen verpasst man womöglich genau diese entscheidenden Börsentage, von denen hier die ganze Zeit die Rede ist.

Daher erscheint es sinnvoll, durch alle Marktzyklen hindurch investiert zu sein. Denn diese 10, 20, 30 oder 40 ganz besonderen Börsentage kündigen sich verständlicherweise nicht vorher an. Die mit der nennen wir es mal „Vollinvestition“ dann verbundenen Schwankungen muss der Anleger somit für den dafür vorgesehenen Betrag natürlich dann als völlig selbstverständlich in Kauf nehmen. Gewissermaßen als Preis für den langfristigen Mehrertrag gegenüber anderen Anlageklassen – sonst ist „er“ für solche Wertpapierinvestitionen einfach nicht geeignet.

Noch einmal: wenn es gelingen würde, die idealen Ein- und Ausstiegszeitpunkte vorherzusehen, wäre das natürlich fantastisch und die Renditen noch einmal viel, viel höher. Doch wenn man nicht über solche quasi hellseherischen Fähigkeiten verfügt, zeigen die genannten Zahlen doch, dass auch ohne hellseherische Fähigkeiten bisher sehr ertragreiche Investments möglich waren.
Mit drei weiteren Beispielen für Langfristergebnisse möchte ich das „Time statt Timing“-Thema für heute abschließen:

1). Gemessen am schon erwähnten Welt-Aktienindex MSCI World betrachtete eine Studie die 27 vollständigen 10-Jahreszeiträume von 1980 bis 2017 (also von 1980-1990, 1981-1991, 1982-1992 und so weiter und so fort). Dabei kam heraus: 23 dieser 27 10-Jahreszeiträume hatten ein positives und nur 4 ein negatives Ergebnis erzielt

(Quelle: http://www.fondsprofessionell.de/news/uebersicht/headline/langfristrenditen-der-nicht-sparer-ist-der-dumme-125877/)

2.) Allianz Global Investors errechnete 2016: wer 1946 genau 100 D-Mark in den (damals noch nicht existierenden) CDAX Aktien-Index investiert hätte, hätte 2016 über 27.0000 Mark verfügen können. 100 zu 27.000!

(Quelle: https://www.welt.de/print/die_welt/finanzen/article153916547/Der-Weg-zum-kleinen-Vermoegen.html)

3.) Ebenfalls von Allianz Global Investors gab es 2016 eine Studie über 215 Jahre des US-Kapitalmarkts, nämlich von 1801 bis 2016. Und all die Krisen dieser Zeit vermag ich gar nicht aufzuzählen, aber darin enthalten sind selbst der Bürgerkrieg der Vereinigten Staaten und die beiden Weltkriege und all die anderen Krisen, die ich vorhin genannt habe. Die Betrachtung dieser 215 Jahre ergab: jeder 30-Jahreszeitraum mit Aktieninvestitionen führte zu einem positiven Wertzuwachs und das sogar nach Abzug der Inflation.
Und nebenbei bemerkt ergab die Studie auch, dass in allen 215 untersuchten 10-Jahres-Zeiträumen dieser Zeit Aktien weniger Ausreißer mit negativen Renditen auswiesen, als kurz- und mittelfristige US-Staatsanleihen.

(Quelle: https://sg.allianzgi.com/-/media/allianzgi/ap/hongkong/documents/thought-pieces-en/14-03-equities-newsafety.pdf?la=en&hash=19AD956DA37A7D71ECDF1E49C0592584B6921B4E).

Das Fazit aus alldem kann also lauten: Zeit ist generell ein wichtiger und risikoreduzierender Faktor und die Zeit ist wichtiger als der Zeitpunkt. Mit der nötigen Zeit und Risikobereitschaft also konnten zumindest in der Vergangenheit auch ohne jedes hellseherische „Timing-Talent“ attraktive Renditen am Wertpapiermarkt erzielt werden. Und diese wiederum hätten sicherlich noch besser ausgesehen, wenn man hervorragende Assetmanager für sich hätte arbeiten lassen.

Wichtig ist heute vielleicht auch noch zu erwähnen, dass wir hier die ganze Zeit über ganze Aktienmärkte gesprochen haben, also breite Streuungen (wie sie natürlich auch Investmentfonds bieten). Hat man hingegen bspw. ein Depot mit 10 oder 15 suboptimal zusammengestellten Wertpapieren, kann es auch bei den genannten langfristigen Zeiträumen zu deutlich schlechteren Ergebnissen kommen. Aber das zu vermeiden, dafür haben Sie hoffentlich einen entsprechend versierten Berater und grundsätzliche Gedanken hierzu und zu weiteren risikoreduzierenden Faktoren, Strategien und Technologien können gerne einmal Thema weiterer Podcasts werden.

Apropos Themen weiterer Podcasts: Gibt es ein Thema, das sie einmal behandelt wissen möchten? Oder haben Sie Fragen zur heutigen Folge? Dann rufen Sie mich gerne an oder mailen Ihre Themenvorschläge und/oder Fragen an: fragen@finpod.de.

Bis dahin wünscht Ihnen möglichst entspannte Börsentage, Ihr Jens Kregeloh