FINPOD – Audiobeitrag 12: In memoriam André Kostolany. 3 x 7 „Börsenweisheiten“ („schutzinvest® macht börsenfest“ – Teil 2).

Hallo und herzlich willkommen zur zwölften Ausgabe des FINPOD, dem Finanzenpodcast der schutzinvest® zur Stärkung Ihres persönlichen Finanzfachwissens, die zugleich die zweite Ausgabe der „schutzinvest® macht börsenfest“-Reihe ist. In der heutigen Folge geht es um Börsenweisheiten, Börsensprüche und Börsenzitate, die ich für Sie auf ihren Nutzwert und/oder praktischen Mehrwert hin analysiere und kommentiere.

 

Diese Folge zeichnete ich auf und veröffentlichte ich am 14.09.2019. Denn dieses Datum markierte den 20. Todestag des Börsenaltmeisters und Gentleman-Spekulanten André Kostolany, der am 14. September 1999 von uns gegangen ist. Ich habe ihn sehr geachtet, durchaus bewundert und bereits in jüngeren Jahren einige seiner Bücher gelesen. Und deswegen konnte ich gar nicht anders, als ihm die heutige Folge zu widmen, zumal ich ihn im weiteren Verlauf sieben Mal zitieren möchte.

 

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Übrigens: Gibt es ein Thema, das sie einmal behandelt wissen möchten? Oder haben Sie Fragen zur heutigen Folge? Dann rufen Sie mich gerne an oder mailen Ihre Themenvorschläge und/oder Fragen an: fragen@finpod.de. Nun wünsche ich Ihnen wertvolle Erkenntnisse und weiter unten finden Sie eine vollständige Mitschrift (das Transkript) dieses Podcasts.

Vollständiges Transkript des Podcasts (es gilt das gesprochene Wort):

Hallo und herzlich willkommen zur zwölften Ausgabe des FINPOD, dem Finanzenpodcast der schutzinvest®, die zugleich die zweite Ausgabe der „schutzinvest® macht börsenfest“-Reihe ist. Diese Folge zeichne ich auf und veröffentliche ich am 14.09.2019. Denn dieses heutige Datum markiert den 20. Todestag des Börsenaltmeisters und Gentleman-Spekulanten André Kostolany, der am 14. September 1999 von uns gegangen ist. Ich habe ihn sehr geachtet, durchaus bewundert und bereits in jüngeren Jahren einige seiner Bücher gelesen. Und deswegen kann ich gar nicht anders, als ihm die heutige Folge zu widmen, zumal ich ihn im weiteren Verlauf sieben Mal zitieren möchte.

 

Apropos sieben: Ich möchte in dieser Ausgabe für Sie 3 x 7 „Börsenweisheiten“ und Börsensprüche beleuchten, die teils wohl bekannt (und dennoch vielleicht sogar inhaltlich falsch) sind. Sie erfahren also von sieben „Börsenweisheiten“, deren Urheber nicht mehr zu ermitteln sind, hören sieben Zitate von Star-Investor Warren Buffet und können sieben Mal die zum Teil humoristischen Börsensprüche von André Kostolany genießen.

 

Die meisten „Börsenweisheiten“ und Börsensprüche wenden sich dabei eher an Aktieninvestoren oder Spekulanten und nicht bspw. an langfristig orientierte Fonds-Investoren. Aber da für Erstere die Gefahren von Fehlentscheidungen viel höher sind, brauchen sie vielleicht auch einfach mehr Tipps und „Weisheiten“. Und deshalb geht die erste „Börsenweisheit“ auch gleich in Richtung der so genannten Trader und sie lautet:

 

  1. „Hin und her macht Taschen leer.“

Was bringt das zum Ausdruck? Nun, dies beleuchtet zwei wesentlich Aspekte vom Investieren an der Börse. Der erste Aspekt ist der, dass ständiges Kaufen und Verkaufen entsprechend hohe Handelsgebühren und -provisionen verursacht, die sich im Laufe der Zeit ordentlich summieren können und sich nur dann lohnen, wenn die Investments eine Rendite erwirtschaften, die HÖHER ist als die anfallenden Kosten. Und liegt man bspw. regelmäßig falsch mit seinen Aktieninvestitionen erhöhen sich die Kursverluste noch um die aufgewendeten Gebühren.

Der zweite Aspekt der bei der „Börsenweisheit“ „Hin und her macht Taschen leer!“ eine Rolle spielen kann ist der, den ich auch schon tiefergehend mit der 10. FINPOD-Folge und zugleich ersten „schutzinvest® macht börsenfest“- Folge mit dem Titel „Time statt Timing“ beleuchtet habe. Nämlich, dass es wohl niemanden gelingt, die Börsentiefst- bzw. Börsenhöchststände zu erwischen und bei dem Versuch „zum tiefsten Kurs zu kaufen und zum höchsten Kurs zu verkaufen viel zu oft Aktivität entwickelt wird. Was nicht nur die schon benannten Gebühren verursacht, sondern in der Regel dazu führt, dass zu spät GE- und zu früh VERkauft wird – was wiederum die Performance negativ beeinflusst oder sogar generell zu Verlusten führen kann. Dazu passt eine Studie, die ich einmal gelesen habe, nach der 70% der so genannten Daytrader Verluste machen.

Weil wir ja nun im September sind muss die wohl bekannteste „Börsenweisheit“ ran, von der manche nur den ersten Teil kennen, nämlich:

 

  1. „Sell in may and go away…“ – aber diese „Börsenweisheit“ wird fortgesetzt mit „…but remember, to came back in September.“

Übersetzt in etwa also „Verkaufe im Mai und bleib der Börse fern, aber denke daran, im September zurückzukommen.“ Dahinter stehen gewisse Beobachtungen, die früher vielleicht relevanter waren als heute im modernen Rund-um-die-Uhr-Hightech-Handel. Früher war es tastsächlich mit statistischer Relevanz so, dass in den Sommermonaten (also ab Juni) tatsächlich oftmals weniger los war an den Börsen, weil wesentliche Marktteilnehmer sich in mehr- oder gar vielwöchigen Urlauben (z.B. zur Sommerfrische auf den eigenen Landsitz) befanden und dann schon kleinere Verkaufsvolumina zu geringeren Börsenkursen führen konnten. Und um sich davor zu schützen, könne man besser vorher seine Aktien verkaufen, um dann das geparkte Geld vor solchen möglichen Kursverlusten zu schützen. Aber gleichwohl die Ermahnung, nicht zu vergessen, im September wieder an die Börse zurückzukehren, also zu kaufen.

Tja, was damals zumindest in einer relevanten Mehrzahl der Fälle gestimmt hat, muss heute nicht mehr stimmen. Ich erinnere mich dabei an eine Untersuchung des DAX-Index über mehrere Jahrzehnte und dabei kam heraus, dass die nennen wir es mal „Regel“ in gerade einmal 55% der Fälle gestimmt hat. VIEL zu wenig also, um sich als Anleger danach zu richten und in meinen Augen viel zu wenig, um als REGEL bezeichnet werden zu dürfen. Bei solchen Zahlenverhältnissen muss ich an die IMMER gültige Bauern-Regel denken: „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist.“ Und mir kommt in den Sinn, dass einige der heftigsten Börsencrashs der Geschichte wie bspw. 1929, 1987 oder 2008 im OKTOBER stattfanden. Pech also, wer gemäß der „Börsenweisheit“ gerade im September zurückgekehrt war. DAS wiederum führt mich zu dem Gedanken, ob es wohl einmal eine Untersuchung wert wäre zu fragen, ob eine auf „Sell in May and go away, but remember to come back in November“-Börsenweisheit statistisch relevanter gewesen wäre. Mein sicherlich ja auch auf Expertenwissen beruhendes Bauchgefühl sagt aber auch hier eher: nein. Mehr ist in meinen Augen dran an:

 

  1. „The trend is your friend.“

Übersetzt also: Der Trend ist Dein Freund. Das soll bedeuten, dass ein stabiler, klar erkennbarer Trend an der Börse einem einen guten Freundschaftsdienst erweisen kann. Wenn sich die Börsenkursen bspw. geraume Zeit -wenngleich immer noch mit den ihnen eigenen Schwankungen- noch oben bewegen, kann man an die jeweils unteren Punkte der nennen wir es mal Zickzack-Linie ein Lineal ziehen und diese mit einem geraden Strich verbinden und macht das gleiche auch mit den oberen Punkten dieses Aufwärtstrends. Man zeichnet damit gewissermaßen einen Kanal (den so genannten Trendkanal), innerhalb dessen sich die Börse nach oben bewegt (optisch von links unten nach rechts oben).

So lange nun die Kurse sich in diesem Band, in diesem Kanal bewegen kann man sich theoretisch bequem auf diesen Kanal verlassen eben weil sich in diesem Kanal die Kurse stetig nach oben entwickeln. Der Trend also wäre dann im Sinne der „Börsenweisheit“ ein Freund, weil er einem eine Hilfestellung DABEI geben kann, ob man investiert bleibt oder nicht. Und so kann es zum Beispiel ein Warn- oder gar Verkaufssignal sein, wenn die jeweiligen Börsenkurse eben diesen gezeichneten Kanal nach unten verlassen, also durchbrechen. Man spricht dann davon, dass der Trend gebrochen wurde und dass es ratsam sein könnte zu verkaufen. Das Beobachten des Trends also soll Fehlentscheidungen verhindern, der Trend ist also Dein Freund, the trend is your friend. Aber mit Blick auf den Sinn oder Unsinn von den versuchen, zum richtigen Zeitpunkt verkaufen und kaufen zu wollen empfehle ich nochmals die erste „schutzinvest® macht börsenfest“- Folge zum Thema „Time statt Timing!“.

Und übrigens gilt das gesagte zu einem Trend auch für einen Abwärtstrend, einen Abwärtskanal. Ist dieser „stabil“, kann auch er ein „Freund“ sein, da er einen davor bewahrt, zu früh wieder einzusteigen und bspw. in eine dauerhafte Verlustphase zu investieren. HIER kann dann ein Trendbruch (also der Zeitpunkt, ab dem die Kurse den gezeichneten oder gedachten, von links oben nach rechts unten führenden „Kanal“ nach OBEN durchbrechen und damit verlassen) ein Signal liefern, um (wieder) zu kaufen.

Also kann sowohl der Aufwärts- wie auch der Abwärtstrend ein „Freund“ sein. Dazu passt eine weitere, recht bekannte Börsenweisheit, nämlich

 

  1. „Never catch a falling knive!“

Zu Deutsch: greife niemals ins fallende Messer. Nun wir alle können uns vielleicht in Gedanken an die heimische Küche vorstellen, was passieren kann, wenn man achtlos versucht, das herunterfallende, vielleicht gerade frisch geschliffene Messer mit den Händen aufzufangen. Das Ergebnis dürften mindestens blutige Finger sein. Und genau diese blutigen Finger soll man sich auch an der Börse nicht holen. Wobei das fallende Messer hier fallende Börsenkurse repräsentieren soll. Man soll also in einer Phase fallender Börsenkurse nicht zugreifen, also nicht kaufen, weil sonst weitere Verluste drohen können, so lange kein Boden gefunden wurde. Ist das Messer auf den Boden gefallen, bilden die Börsenkurse also optisch durch mindestens eine Seitwärtsbewegung einen Boden, DANN kann man wieder zugreifen respektive kaufen.

Also diese Warnung ist sicherlich grundsätzlich nicht verkehrt. Das Problem dabei ist natürlich nur, dass man immer erst hinterher weiß, wann das Messer aufgehört hat zu fallen (also wann die Börsenkurse ihren Boden gefunden haben) und auch bspw. bei einer Seitwärtsbewegung ja vorab nie klar ist, ob diese eine Bodenbildung darstellt oder nur eine Pause im weiteren Kursverfall. Einmal mehr also könnten für die gelebte Praxis die „Time statt Timing“-Beobachtungen relevant sein. Während also „Never catch a falling knive!“ ein Tipp sein kann, NICHT zu kaufen, stellt die nächste „Börsenweisheit“ das Gegenteil dar. Nämlich

 

  1. „Kaufen, wenn die Kanonen donnern!“ (Und auch hier gibt es einen unbekannteren zweiten Teil, nämlich: „Verkaufen, wenn die Violinen spielen:“)

Das ist ein Zitat eines der Rothschilds. Wenn die Kanonen donnern, also vielleicht tatsächlich im Kriegsfalle oder wenn es schlichtweg einen Börsenkrach gibt, der so laut ist, als würden Kanonen donnern, DANN kann das eine gute Kaufgelegenheit darstellen. Abgesehen von der nun x-fach zitierten Unwahrscheinlichkeit, den jeweils besten Kauf- oder Verkaufszeitpunkt erwischen zu können soll DIES aussagen: Wenn alle anderen Marktteilnehmer voller Angst (vor den donnernden Kanonen) sind, also verkaufen und in Deckung gehen und damit die Börsenkurse nach unten treiben, dann kann das der Zeitpunkt sein, zu dem man am günstigsten an Aktien kommt und dann liegt der Gewinn natürlich im Einkauf.

Das „Verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ drückt dann die Gegenseite aus. Wenn für die Börsianer der Himmel nur noch voller Geigen zu hängen scheint, sich also allgemeine Sorglosigkeit ausbreitet und niemand glaubt, das etwas Schlimmes passieren kann – ja, dann haben natürlich alle auch schon ihre Aktien gekauft, weil sie ja keinen günstigen oder günstigeren Einstiegszeitpunkt mehr erwarten. Wenn aber alle Marktteilnehmer ihre Aktienquoten voll gekauft haben, gibt es zumindest theoretisch keinen Spielraum mehr für steigende Kurse. Also wären Höchstkurse erreicht, die natürlich dann mitgenommen werden sollten, bevor unerwarteter Kanonendonner die Börsianer in Panik versetzt.

 

  1. Ein Tipp, der für viele Lebenssituationen hilfreich sein kann: „Lege nicht alle Eier in einen Korb.“ oder auch „Im Winter wie an der Börse gilt: wer streut, rutscht nicht aus.“

Hier gibt es glaube ich nicht viel zu ergänzen. Wer all sein Geld in eine Aktie investieren würde oder auch nur in eine AnlageKLASSE – der riskiert, dass der synonyme Eierkorb aus den Händen fällt und die Eier zerbrechen bzw. der riskiert, wenn bei Glatteis nicht streut, auszurutschen und hinzufallen. Viele Anlegerinnen und Anleger verbinden damit eher den Gedanken an ein einzelnes Investment wie bspw. eben eine einzelne Aktie.

Ich verbinde damit auch den Blick auf eine einzelne AnlageKLASSE. Also nie alles Geld nur in Aktien zu investieren, oder nur in Immobilien, oder nur in Gold und so weiter und so fort. Für mich ist dies also die Empfehlung, seine Kaitalanlagen auch auf mehrere AnlageKLASSEN zu streuen. Den Fehler, das NICHT zu tun, erlebe ich übrigens relativ häufig in meiner Beratungspraxis. Da stoße ich Erstgespräche tatsächlich auf solche Situationen. Da kommt es mehr als einmal vor, dass alles Geld in langfristigen Immobilieninvestitionen steckt, weil der Anleger glaubt, dass es dort keine Risiken gibt und der Meinung ist, sich in diesem Bereich richtig gut auszukennen. Oder es befinden sich nur Fonds der eigenen Bank oder Sparkasse im Depot. Oder alles Anlagekapital ist in Gold investiert. Und so weiter und so fort.

Solche Dinge kommen also tatsächlich vor, deshalb können wir hier bei diesem Tipp also vielleicht wirklich von einer Weisheit sprechen: „Lege nicht alle Eier in einen Korb.“ Und damit zur siebten „Weisheit“, die ebenfalls universell einsetzbar ist:

 

  1. „Gier frisst Hirn.“

Gierig zu sein (auf was auch immer) kann einen blind machen für alles Andere und große Gier kann tatssächlich jedweden klugen und/oder vernünftigen Gedanken verdrängen, im übertragenen Sinne also das Gehirn auffressen. Man ist vielleicht überzeugt davon, DEN einen klugen Gedanken zu haben, den anderen nicht haben und will daraufhin alles auf eine Karte setzen. Vielleicht glaubt man auch, über Wissen zu verfügen, das einem einen gewaltigen Vorsprung verschafft und in Verbindung damit natürlich auch, dass man z.B. investiert bevor alle anderen investiert, weil man ja weiß, dass die Kurse WENN „es“ nun endlich bekannt wird explodieren wird. Vielleicht hat man auch den vermeintlich „todsicheren Tipp“ von dem noch vermeintlicheren „Insider“ bekommen, oder von einem dubiosen Börsenbrief oder was auch immer.

Und dann wird mit Blick auf diese „todsicheren, hohen Rendite“ alles riskiert. Ja, und auch das habe ich in der Realität erleben müssen. Ich erinnere mich, wie damals in der Zeit der nach oben schießenden Neue-Markt-Kurse manch einer plötzlich glaubte, er sein ein Börsenkenner oder gar Börsenguru. Denn es gab Zeiten, da konnte man wirklich fast kaufen was man wolle und es legte kräftig zu. Doch leider war das einfach nur Zufall einer allgemeinen und übertriebenen Börseneuphorie und hatten entsprechende Börsenerfolge nichts mit Wissen oder Können zu tun. Und in dieser Zeit gab es Menschen, die tatsächlich Haus und Hof verpfändet haben, um mit den Kreditmitteln daraus ihre todsicheren, höchst lukrativen Aktienkäufe zu finanzieren. Das endete dann leider tatsächlich in persönlichen Desastern…

Ich habe versprochen, sieben „Börsenweisheiten“ zu erläutern, daher enden die Erläuterungen hier, aber ich zähle jetzt einfach noch einige Weitere auf, bei Interesse können Sie die Erläuterungen hierzu gerne persönlich bei mir einholen oder ergoogeln. Dazu gehört „Buy the rumour, sell the fact.“ (Kaufe das Gerücht, verkaufe die Tatsache.), „Buy on bad news, sell on good news.“ (Kaufe bei schlechten Nachrichten, verkaufen bei guten Nachrichten.) „Politische Börsen haben kurze Beine.“, „Der Markt hat immer Recht.“ und „Durch Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden.“

Nun möchte ich von den „allgemeinen Börsenweisheiten“ zu den jeweils sieben Zitaten bzw. Börsensprüchen von Warren Buffett und André Kostolany kommen. Beginnen wir mit Buffett:

 

  1. „Ich kaufe in der Überzeugung, dass die Börse am nächsten Tag auch für fünf Jahre schließen könnte.“

Ja, auch hier steht etwas des Mantras „Time statt Timing“ dahinter. Damit möchte Warren Buffett ausdrücken, dass er „heute“ nur Aktien solcher Unternehmen kauft, bei denen er kein Problem hätte, wenn die Börse ab „morgen“ für fünf Jahre geschlossen hätte, also er in all der Zeit nie verkaufen könnte. Denn er ist Langfristinvestor und ist mit seiner Kaufentscheidung fest davon überzeugt, dass das Unternehmen Jahr für Jahr, und erst recht in fünf Jahren, deutlich mehr wert sein wird als heute. Da für ihn also „Time“ eine viel wichtiger Rolle spielt, als mit einem Hin und Her zu riskieren, dass sich die Taschen leeren, wäre es ihm egal, wenn die Börse für fünf Jahre schließt. Denn am Ende ist er bzw. sein Investment ja trotzdem der Gewinner. Dazu passt sehr gut ein zweiter bekannter Spruch von ihm:

 

  1. „Eine Aktie, die man nicht 10 Jahre zu halten bereit ist, darf man auch nicht 10 Minuten besitzen.“

Auch das bedeutet: lasst die Finger vom spekulieren. Entweder Du BIST nach Deiner Analyse überzeugt von dem Unternehmen, dann bring auch die nötige Zeit mit, die positive Aktien-Entwicklung abzuwarten, oder aber lass gleich die Finger davon. Also spekuliere nicht mal kurzfristig, das gelingt sowieso den Allerwenigsten. Und zu „wenn Du überzeugt bist nach Deiner Analyse“ passt sein Mantra:

 

  1. „Investiere niemals in ein Unternehmen, dessen Geschäft Du nicht verstehst.“

Ich denke, das spricht für sich. Denn wie will man die Zukunftsaussichten, das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das künftige Kurspotential, den fairen Wert eines Unternehmens etc. für sich ermitteln, wenn man noch nicht einmal versteht, womit das Unternehmen Geld verdient, was die Geschäftsgrundlage des Unternehmens ist und so weiter.

Das heißt nicht, dass das nicht trotzdem ein florierendes Unternehmen sein oder werden kann – aber wenn Du es nicht VERSTEHST wäre ein Investmenterfolg reiner Zufall, also pure Spekulation. Es wird genug Aktien von genug Unternehmen geben, deren Geschäftsmodell Du verstehst UND die zugleich attraktiv bewertet erscheinen. Denn, und dazu passt:

 

  1. Kaufe Aktien von Unternehmen, die so wundervoll sind, dass sogar ein Idiot diese leiten kann, denn früher oder später wird es einer tun.

Das spielt natürlich darauf an, dass es vermutlich den ein oder anderen Topmanager auf dieser Welt gibt, der diesen Titel zu Unrecht trägt. Oder das firmenintern durch Intrigen und Machtspielchen jemand in eine Führungsposition gelangen kann, obwohl er diese fachlich und charakterlich überhaupt nicht adäquat besetzen kann. Dem Unternehmen damit also sogar geschadet werden kann.

Dann also besser Aktien kaufen von Unternehmen, deren Produkte derart begehrt sind, dass es dem Unternehmen immer gut gehen wird, selbst wenn es von einem Vollidioten geleitet wird. – Nichts leichter als das, oder?

Damit kommen wir zur buffetschen Version der vorhin genannten Börsenweisheit aus dem Rothschild-Zitat:

 

  1. Seien Sie ängstlich, wenn die Welt gierig ist und seien Sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist.

Da ich das dahinter stehende schon bei „Kaufen wenn die Kanonen donnern!“ erläutert habe, spare ich mir an dieser Stelle die wiederholende Erläuterung. Interessanterweise aber die gleiche Äußerung mit einem Zeitabstand von 200 Jahren.

 

  1. Der Preis ist das, was du bezahlst, der Wert ist das, was du erhältst.

Das deutet daraufhin was sowohl gute Entscheidungen, wie auch Fehlentscheidungen bedeuten können. Für einen Value-Investor, also einen wie Buffett, der versucht Aktien von Unternehmen zu kaufen, die in seinen Augen unterbewertet sind bedeutet das etwas wie „Okay, Du hast einen Dollar für die Aktie als Preis bezahlt, aber Du erhältst dafür zwei Dollar an Wert, denn das müsste die Aktie eigentlich kosten, wenn sie fair bewertet würde.“

Und umgekehrt gilt das Gleiche: Wenn Du eine Aktie kaufst, weil sie womöglich gerade auf Ihrem Höchstpreis ist und glaubst, das müsse immer so weiter sehen, kann es sein, dass Du ein böses Erwachen erlebst, wenn sich am Markt herausstellt, dass der Wert des Unternehmens gar nicht so hoch ist – und damit der Aktienpreis womöglich drastisch fällst. Und dazu passt dann auch wunderbar das siebte und letzte Zitat von Warren Buffet für heute:

 

  1. Es ist viel besser, eine wunderbare Firma zu einem guten Preis zu kaufen, als eine gute Firma zu einem wunderbaren Preis.

Also lieber die Aktien eines Unternehmens mit viel Zukunftsfantasie zu einem guten, fairen Preis kaufen, als die Aktie selbst eines guten Unternehmens, wenn die Börsenkurse im Grunde genommen nur noch als Fantasiepreise zu bezeichnen sind. Und, was für eine schöne Überleitung, dazu passt das erste Zitat jetzt von André Kostolany, den ich auf diese ganz bescheidene Weise heute mit meinem Podcast anlässlich seines 20. Todestages ehren möchte, nämlich (und dies mit seinem typischen „Augenzwinkern“):

 

  1. „An der Börse ist alles möglich. Auch das Gegenteil.“

Das hat ungefähr so viel Sinn wie die vorhin erwähnte Bauernregel „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist“ und drückt pointiert aus, dass es an der Börse niemals so etwas wie Gewissheit gibt und einmal mehr mit Blick auf alles heute gehörte, dass es niemanden gibt, der genaue Vorhersagen machen kann, oder immer den tiefsten Einstiegs- und höchsten Ausstiegszeitpunkt trifft etc.

 

  1. „Der Hund an der Leine und sein Herrchen (beim Gassigehen)“.

André Kostolany hat einmal einen bildhaften Vergleich gesetzt mit Blick auf das Verhältnis von wirtschaftlicher Entwicklung im Allgemeinen und der Börsenentwicklung im Speziellen. Dabei ist der Hund die Börse und das Herrchen die Wirtschaft. Und wie das beim Gassigehen manchmal so ist: mal läuft der Hund / die Börse neben, also genauso wie sein Herrchen / die Wirtschaft, mal läuft er aufgeregt nach vorne, mal tappst er winselnd hinterher. Aber dabei bleibt der Hund immer an der Leine. Soll heißen: Die Börse kann sich nie DAUERHAFT von der Wirtschaftsentwicklung entkoppeln. Weder positiv noch negativ.

 

  1. „An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1. Man muss nur die Nerven haben, das minus 1 auszuhalten.“

Auch das ein leicht humoristischer, bildhafter Vergleich von Kostolany, der damit natürlich ausdrücken wollte, dass zumindest „gesunde“ Börsen oder Aktien langfristig nach oben streben, kurzfristig aber eben immer wieder Kursrücksetzer vorkommen, die einfach dazu gehören. Als Aktieninvestor muss man genau diese Kursrücksetzer aushalten, sonst ist man für die Börse nicht geeignet. Denn, und dazu passt wunderbar:

 

  1. „Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“

Das bedeutet natürlich ebenfalls einerseits, dass man natürlich nur Geld mit Aktien verdienen kann, wenn man generell welche hat, also auch wenn sie fallen. Aber es bedeutet in meinen Augen auch, und jetzt fürchte ich zu langweilen, dass es wieder um das Thema geht „Time statt Timing“. Denn klar, wenn man dauerhaft investiert ist, hat man die Aktien auch in schwachen Marktphasen. Man verpasst es aber die besten Börsentage nach einem Börsencrash nicht, weil man womöglich aus Angst verkauft hat und sich dann nicht wieder traut einzusteigen.

Die umfangreichen Statistiken, die ich im Transskript zum „Time statt Timing“-Podcast verlinkt habe zeigen ja überaus eindrucksvoll, wie wenige der besten Börsentage von mitunter JAHRZEHNTEN ausgereicht hätten, um Börsenrenditen schon zu halbieren oder sogar ins Negative zu treiben. Weiter geht es mit Blick auf Anlegerpsychologie:

 

  1. „Börsengewinne sind Schmerzensgelder. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld.“

Tja, das haben sicherlich viele Investoren schon mitgemacht. Dass Sie erst kurzfristig Kursverluste verschmerzen mussten, bevor sie dann doch langfristig von steigenden Börsenkursen profitieren konnten. Hier bedarf es keiner weiteren Erläuterungen, aber es soll zeigen, dass dieses „Schmerzempfinden“ eben durchaus real ist und -psychologisch- verkraftbar sein muss, wenn man an der Börse investieren möchte. Aber bei der Gelegenheit, Herr Kostolany, Sie als Paradebeispiel eines Börsenspekulanten: wer sollte denn überhaupt an der Börse spekulieren? Darauf hat er einmal geantwortet:

 

  1. Wer VIEL Geld hat, KANN spekulieren. Wer WENIG Geld hat, DARF NICHT spekulieren. Wer KEIN Geld hat, MUSS spekulieren.

Nun, ich möchte dabei betonen, dass es hier wirklich um das klassische, echte Spekulieren geht. Und da er, wenn ich mich recht an seine Worte erinnere, sagte, dass er mehrmals in seinem Leben pleite war, treffen von diesem Börsenspruch sicherlich alle Teile auf IHN zu. Aber ruhigen Gewissens könnte ich nur die ersten beiden Sätze unterstreichen. Tja, und dem schließt sich doch nach all den Börsenweisheiten und Börsensprüchen doch eigentlich nur noch EINE Frage an, oder? Nämlich die, wie man denn nun schnell reich wird. André Kostolanys herrliche Antwort hierauf:

 

 

  1. „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird; ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden.“

Passendere Schlussworte kann es für den heutigen Podcast wohl kaum geben und diese Worte aus der Vergangenheit haben immer noch Gültigkeit in der Gegenwart und sicher auch in der Zukunft. Und jetzt bekommt doch noch eine „Börsenweisheit“ das Schlusswort, denn „apropos Zukunft“: „An der Börse wird die Zukunft gehandelt.“

Angesichts dieser geballten Börsenweisheiten wünsche ich Ihnen einmal mehr entspannte Börsentage. Und bei der Gelegenheit: Gibt es ein Thema, das SIE einmal behandelt wissen möchten? Oder haben Sie Fragen zur heutigen Folge? Dann rufen Sie mich gerne an oder mailen Ihre Themenvorschläge und/oder Fragen an: fragen@finpod.de. Bis dahin alles Gute, Ihr Jens Kregeloh