FINPOD – Audiobeitrag 4: Jens Kregeloh interviewt Raimund Brichta über „Die Wahrheit über Geld“

Herzlich Willkommen zur vierten Audio-Ausgabe des FINPOD – dem Finanzen-Podcast der schutzinvest® zur Stärkung Ihres persönlichen Finanzfachwissens!

FINPOD – Das sind Audiobeiträge rund um Ihre persönlichen Finanzfachthemen. Wissenswertes von A wie Aktien bis Z wie Zinseszinseffekt. Kommentare zum Börsen- und Wirtschaftsgeschehen. Fachliches Know-how aus den Bereichen der Vermögensanlage und Vermögensabsicherung.

Sie können alle Podcastfolgen direkt hier auf der Webseite abspielen und anhören – oder Sie abonnieren Sie bequem und kostenlos in eine App für Podcasts auf Ihrem Smartphone oder Tablet (bspw. über das Anklicken des „Abonnieren“-Feldes, das hier unten im Webplayer angezeigt wird). Bei Apple ist eine solche App bereits auf iPhones und iPads vorinstallierte und heißt schlicht „Podcasts“ (dort können Sie auch direkt nach „FINPOD“ oder nach „schutzinvest“ suchen). Für Android-Geräte gibt es bspw. die kostenlose App „Google Podcasts“.

Darüber hinaus finden Sie alle FINPOD-Audiobeiträge auch auf YouTube und in ITunes. Sie sehen: Die Zugangswege sind vielfältig, wählen Sie einfach für sich den für Sie angenehmsten aus. Somit also können Sie die Beiträge anhören wann und wo immer Sie es möchten. Sei es bspw. bei der Haus- oder Gartenarbeit, während einer Autofahrt, beim Sport oder Einkaufen, oder, oder, oder. Ganz wie Sie es mögen!

Nun aber zur vierten Folge, die ich am 24.08.2018 aufgezeichnet habe und welche die erste Interview-Ausgabe einer Gesprächsreihe ist, in der ich hochkarätige Gesprächspartner rund um den Bereich Wirtschaft & Finanzen interviewen werde, um Ihnen diese Interviews dann für Ihren persönlichen Erkenntnisgewinn zur Verfügung zu stellen.

Mein erster Gesprächspartner ist zu meiner großen Freude Raimund Brichta. Ich habe ihn sowohl interviewt zu seinem Buch „Die Wahrheit über Geld“ als auch über das Konzept, das hinter seinem Wahre Werte Depot steht. Ich wünsche Ihnen wertvolle Erkenntnisse! Unten folgend können Sie darüber hinaus das vollständige Skript des Interviews auch nachlesen.

Transkript des Interviews, es gilt jedoch das gesprochene Wort und ausschließlich der vollständige Audio-Podcast:

Jens Kregeloh: Hallo und herzlich willkommen zur vierten Ausgabe des FINPOD dem Finanzen-Podcast der schutzinvest. Mein Name ist Jens Kregeloh und die heutige Ausgabe, die ich am 24. August 2018 aufgezeichnet habe, hat mir besondere Freude bereitet, und dies gleich aus zwei Gründen.

Erstens ist sie die erste Interview-Ausgabe einer Gesprächsreihe in der ich hochkarätige Gesprächspartner rund um den Bereich Wirtschaft & Finanzen interviewen möchte und interviewen werde, um Ihnen diese Interviews dann für Ihren persönlichen Erkenntnisgewinn zur Verfügung zu stellen.

Zweitens macht es das Ganze für mich besonders weil mein allererster Gesprächspartner ein Mensch ist den ich überaus schätze und mit dem ich nun seit 2011 befreundet sein darf. Damals, 2011, haben wir uns kennengelernt nachdem ich ihn bereits seit über 20 Jahren vom TV-Bildschirm her kannte.
Es stellte sich heraus, dass wir gemeinsame Ansichten und Wertvorstellungen teilen und so riefen wir tatsächlich damals schon, also sieben Jahre vor dem schutzinvest-Blog und schutzinvest-Podcast einen gemeinsamen Blog ins Leben in dem wir und mit dem wir strittige Finanzthemen kontrovers diskutierten und diskutieren wollten.

Doch um das nicht weiter zu strapazieren: die Rede ist von Raimund Brichta Diplom-Volkswirt, ausgebildeter Journalist, lange Zeit Nachrichtenredakteur, und den meisten Zuschauern seit nun fast 30 Jahren bekannt als DAS Gesicht der n-tv-Telebörse. Doch darüber hinaus ist er auch erfolgreicher Buchautor und zudem Finanzratgeber mit seiner Webseite des Wahre-Werte-Depots. Grund genug also das erste Gespräch mit IHM zu führen.

Ich glaube ich bin in meinem gleich folgenden Interview auch darauf eingegangen, aber: ich möchte Ihnen die Lektüre des Buches das er gemeinsam mit Anton Voglmayer geschrieben hat wirklich ans Herz legen. Es heißt „Die Wahrheit über Geld“, und erläutert Ihnen Schritt für Schritt was Geld eigentlich ist, wie es geschaffen wird und was die Gefahren sind die unserem derzeitigen Geldsystem automatisch innewohnen.

Das Buch gibt es in der Taschenbuchausgabe inzwischen für gerade einmal knapp 10 € und ich kann allen Zuhörerinnen und Zuhörern nur wärmstens empfehlen dieses Buch zu kaufen und zu lesen. Es wird Ihr Verständnis von unserem Geldsystem sicherlich völlig verändern. Und sie werden nach der Lektüre zu den leider immer noch sehr wenige Menschen gehören, die grundlegende Kenntnisse des Geldsystems nicht nur erfahren, sondern dann auch verstanden haben. Ich bin mir sicher: damit führen sie jede Diskussion im Freundes- und Bekanntenkreis an. Und es dürfte wohl nur wenige Gelegenheiten geben bei denen sie für gerade einmal 10 € einen derartigen Wissensgewinn erzielen,
mit ganz klaren Erkenntnissen übrigens auch für Ihre persönlichen Finanzen. Und nein, ich erhalte keine Tantiemen vom Verlag und nun damit auch genug der Vorrede. Lauschen Sie gerne unserem gemeinsamen Gespräch, das wir kurz vor seiner nächsten Telebörse-Sendung heute aufgezeichnet haben:

Jens Kregeloh: Ich sitze hier in den Rheinhallen zusammen mit Raimund Brichta, dem Urgestein der n-tv-Telebörse Moderator seit ich denke über 20 Jahren, und kann mit ihm heute ein wenig darüber sprechen: was ist eigentlich Geld, wie kann man sich vor möglichen künftigen Krisenszenarien schützen, aber zunächst würde ich gerne wissen, Raimund, es ist ja nun nicht selbstverständlich, dass man Moderator bei n-tv wird – wie war denn dein Werdegang, ich weiß Du hast Volkswirtschaft studiert, wie kam dann der Wechsel oder der Übergang in den journalistischen Teil?

Raimund Brichta: Ich war vorher schon Journalist, bevor ich studiert hatte. Bei einer Nachrichtenagentur habe ich es von der Pike auf gelernt das Handwerk, dann war ich da Redakteur und dann war eine Anzeige in der Zeitung „Telebörse sucht Nachrichtenredakteur“. Tja, das hat sich gut ergeben ich war gerade ein Jahr mit dem Studium fertig und dann fing ich bei der Telebörse an, die damals noch auf Sat1 lief im „Schwarzen Loch“ mittags, 13 Uhr war das glaube ich, da hatte Sat1 noch nichts. Das war 1989, da war ich zuerst Nachrichtenredakteur und bin dann Moderator geworden. Und dann kam das, was kommen musste: die Telebörse kam zu n-tv nämlich, das ist eigentlich der passende Sender für die Telebörse, da ist sie seit 1994.

Jens Kregeloh: Die Entwicklung dahin: warst du vorgeprägt vom Elternhaus was solche Finanzthemen angeht oder hat sich das Interesse von selber entwickelt?

Raimund Brichta: Überhaupt nicht, das hat sich bei mir eher so entwickelt: ich hatte schon als Schüler immer die FAZ zu Hause, mein Vater hatte die abonniert und da habe ich immer den Sportteil und den Wirtschaftsteil mir zu Gemüte geführt und so entwickelte sich das Interesse an der Wirtschaft.

Jens Kregeloh: Und der Sportteil ist es dann doch nicht geworden?

Raimund Brichta: Nein, die Frage war natürlich: ich wollte schon immer Journalist werden, Frage: Sportjournalist oder Wirtschaftsjournalist? Das hatte sich dann aber relativ einfach ergeben, da ich direkt nachdem Abi die Möglichkeit hatte, ein Volontariat bei der Nachrichtenagentur vwd zu bekommen, das war eine Wirtschaftsnachrichten-Agentur, und ich erinnere mich noch wie heute, als ich beim Arbeitsamt bei der Berufsberatung war hat die mir gesagt „gehen sie da ja nicht hin Herr Brichta, machen sie erst was Anständiges, studieren sie erstmal, die kennt niemand die Agentur“, was auch immer: Ich habe mich nicht daran gehalten, ich habe die Ausbildung dort gemacht und das war genau das Richtige.

Jens Kregeloh: Perfekt. Sie sind oder du bist (wir kennen uns ja schon ne ganze Weile) ja nicht nur Moderator der Telebörse sondern auch Buchautor und du hast vor einigen Jahren ein hochinteressantes Buch geschrieben, das in meinen Augen, eines der wenigen Bücher ist was mit dem Inhalt das verspricht was der Titel angibt, nämlich „Die Wahrheit über Geld“ kundzutun. Wie ist die Idee zu diesem Buch gekommen?

Raimund Brichta: Im Rahmen meines Studiums hatte ich mich schon immer für das Thema Geld und Währung interessiert, das war eines meiner Lieblingsfächer. Und es gab so viele Fragen und Rätsel die auch während des Studiums nicht geklärt worden sind. Zu diesem Thema konnten mir auch die Professoren nichts sagen – deswegen hat sich auch nach dem Studium das Interesse am Thema Geld und Währung aufrechterhalten bis es dann zur Finanzkrise kam und ich dann mit meinem langjährigen Partner Anton Voglmayer mal telefonierte und meinte „wollen wir darüber nicht ein Buch schreiben?“. Wir haben dann gesagt wir schreiben Buch darüber. Er hat das vorwiegend organisiert, ich habe vorwiegend die Inhalte beigesteuert und das Sprachliche, und dann kam es zu diesem Projekt. Hat länger gedauert als erwartet, wir waren so, wir hatten so auf dem Schirm so zwei bis drei Jahre, aber es hat dann doch bis 2013 gedauert und wenn sie wissen oder wenn du weißt wann die Finanzkrise begonnen hatte 2007 bis 2013 ist doch ein ordentlicher Zeitraum.

Jens Kregeloh: Ja, in der Tat. Es ist ja auch interessant, man kann die Frage ja im im Freundes- und Bekanntenkreis stellen: „Was ist Geld?“ und in der Regel kommen dann zwei-drei typische Sätze, „ja, Moment, hier die Scheine und Bargeld und Münzen“, aber wenn´s dann tiefer geht, da hört´s genau auf und deswegen finde ich das Buch setzt auch an genau der richtigen Stelle an…

Raimund Brichta: …da erinnere ich mich, entschuldige wenn ich dich unterbreche, an einen Professor, Professor Kasten hieß der, den wir damals hatten, wir nannten ihn auch als Studenten ganz böse „Klapperkasten“ weil er schon sehr alt war und er hat immer gesagt: „Geld ist was gilt!“ So, das fand ich schon beeindruckend, ein alter Professor sagt so einen einfachen Satz, „Geld ist, was gilt!“.

Jens Kregeloh: Da ist natürlich was dran.

Raimund Brichta: Da ist was dran, dachte ich mir auch.

Jens Kregeloh: Das ist das Thema Vertrauen in das Geldsystem, das funktioniert nur so lange, wie Vertrauen in dieses Geldsystem existiert und deswegen „Geld ist das was gilt“ passt da perfekt zu. Ja, sehr gut. Dann bin ich so gemein und stelle die Frage jetzt dem Buchautor: „Was ist Geld?“

Raimund Brichta: Wir mussten natürlich im Buch auch abgrenzen was heutzutage Geld ist oder was wir unter Geld verstehen und auch da gibt es die unterschiedlichsten Definitionen. Wir haben es uns ganz einfach gemacht, gar nicht lange rum diskutiert. Geld ist für uns im Buch das was wir alle landläufig als Geld nicht nur verstehen sondern auch als Geld benutzen. Und das sind zum einen das was wir im Portemonnaie haben, das Bargeld. Und zum anderen das, was wir auf den Bankkonten liegen haben das Giralgeld so einfach ist es.

Jens Kregeloh: Jetzt wird das im Buch sehr anschaulich erklärt, vielleicht kannst du es in 2-3 Sätzen zusammenfassen? Wie entsteht Geld?

Raimund Brichta: Oh-ho-ho, es gibt viele Möglichkeiten, aber die Geläufigste ist die per Kredit. Eigentlich ist das meiste Geld was im Umlauf ist per Kredit entstanden und das entsteht durch Banken und Sparkassen, wir sitzen hier gar nicht weit von einer Sparkasse entfernt, von einem Geldautomaten, das passiert so: Du gehst zur Bank, willst einen Kredit von sagen wir 10000 € haben,
die Bank prüft dich natürlich, ob du kreditwürdig bist, ob du das alles zurückzahlen kannst,
irgendwann sagt sie ja, du kriegst den Kredit und schreibt dir die 10000 € auf deinem Bankkonto/Sparkassenkonto gut.

In dem Moment denkst du „ja, die haben das woanders her genommen“ und dir auf´s Konto überwiesen haben sie aber nicht. Sie haben das Geld damit gemacht, so entsteht unser Geld.

Jens Kregeloh: Das ist die sogenannte Geldschöpfung, die entsteht gewissermaßen aus dem Nichts.

Raimund Brichta: Ja, aus dem Nichts, mit Einschränkungen weil natürlich was dahinter steht, schon, sie hat zum Beispiel dann diese Sparkasse oder Bank eine Forderung gegen dich. Und die Forderung ist ja nicht nichts, ein Vermögenswert. Es ist dann nichts, wenn du sie nicht begleichen kannst. Also es ist schon was dahinter aber möglicherweise nicht so viel, wie sich die meisten Leute denken. Die denken sich ja dann „Geld ist immer mehr durch Gold gedeckt oder sowas, ne?“. Das ist natürlich nicht der Fall aber Geld ist durch Forderungen gedeckt. DurchForderungen an die Schuldner. Solange die Schuldner auch dann die Forderungen zahlen können, begleichen können, ist Geld gewissermaßen gedeckt und auch nicht ganz aus dem Nichts entstanden. Kleine Einschränkung: die Notenbanken machen das Geld ja genauso. Ja doch, nein, eigentlich keine Einschränkung, die machen es im Prinzip genauso und auch die haben dann Forderungen hinter dem Geld, was sie produziert haben.

Jens Kregeloh: Das heißt ich kann mir das vorstellen wie eine Waage, auf der einen Seite liegen die Schulden auf der anderen Seite die Geldvermögenswerte und das Ganze ist ausbalanciert.

Raimund Brichta: Genau. So: Forderungen = Geld, ja. Sobald es aber zu Ungleichgewichten kommt, wenn eben dann Forderungen nicht mehr beglichen werden können, ist die Waage im Ungleichgewicht. Und dann kommt es zu Krisen.

Jens Kregeloh: Ah, okay, das heißt wenn wir jetzt zurückblicken auf die Finanzkrise – zumindest in deren Folge wurden ja unheimliche Mengen an Geld in die Märkte gepumpt und dann kann ich ja sagen: „Okay, wenn Geld in die Märkte gepumpt wird und wenn es sich immer ausgleicht, dann gibt’s eben auf der anderen Seite entsprechend höhere Schulden, von wem auch immer. Aber da ist die Waage doch immer noch im Gleichgewicht. Es ist viel Geld da, auf der anderen Seite viele Schulden, beides gleicht sich aus, das ist doch kein Problem…“

Raimund Brichta: Ist kein Problem. Ich vergleiche es mit den Beispiel dass du mit deinen Kindern an den Strand gehst. Da ist ein riesen Sandstrand nehmen wir mal an und da ist viel Sand, ja? So, jetzt buddelst Du da ein Loch in den Sand und häufst das Geld, pardon häufst den Sand neben dem Loch auf, so. Das ist durchaus vergleichbar mit unserem Geld. Das Loch sind die Schulden und der Berg ist das Geld. Es ist aber nachdem du das gebaut hast kein Sandkorn MEHR vorhanden. Das heißt auch Geld ist, das Geldvermögen ist dann kein zusätzliches Vermögen was in der Welt entsteht. Sondern es ist immer nur durch Forderungen gedeckt, so. Durch die Schulden. Und deswegen gleicht sich das immer aus.

So und Krisen können dann kommen, das merkst du selbst rein physikalisch, wenn immer mehr Geld immer mehr Sand da auf diesen Haufen geschüttet wird, wird er instabil. Weil das Loch wird immer größer und der der Berg wird immer größer und irgendwie rieselt dann irgendwann mal Sand zurück ins Loch. Und genau das passiert mit dem Geldsystem auch, wenn der Unterschied zu groß wird zwischen Geld und Schulden. Dann rieselt Sand zurück ins Loch dann rieselt Geld zurück zu den Schuldnern. Das heißt dann aber nichts anderes als die können dann nicht zahlen, die sind pleite.
Dann sind deren Schulden weg – aber nicht nur das, sondern auch das Geldvermögen dass diejenigen hatten, die die Forderungen haben.

Jens Kregeloh: Das heißt man müsste, um sich vor Schäden zu schützen, den Zeitpunkt erahnen oder vorausschauen wann genau das passiert, wann es kippt oder wie lange es noch gut geht.

Raimund Brichta: Ja das ist durchaus schwierig. Sagen wir mal so: je mehr Krisen in der Zwischenzeit passieren, desto länger kann das System ja bestehen. Es gibt ja immer wieder große Pleiten, nehmeb wir an „Griechenpleite“ da ist nichts Anderes passiert. Da sind Forderungen gegen die Griechen gestrichen worden und die Griechen haben Schulden gestrichen bekommen. So, und im Fachjargon wird das dann gerne Haircut genannt, also Haarschnitt, da wird immer was weggeschnitten und je öfters man das macht, desto länger kann das System auch bestehen. Nur irgendwann glaube ich wird es nicht mehr mit einem Haircut sich bewenden lassen. Dann musst ein richtiger Schnitt kommen: Währungsreform.

Jens Kregeloh: Ja, ich sehe das auch durchaus für Deutschland kritisch. Wir stehen ja angeblich immer so gut da in der Welt, aber wenn wir uns die Staatsverschuldung anschauen mit über 2000 Milliarden Euro: das ist ja nicht wenig Geld und Schulden heißt, das ist ja wenn man so will netto, ja? Das heißt da sind Guthabenwerte oder ähnliches abgezogen.

Raimund Brichta: Na beim Staat eben nicht, weil der Staat ja nicht bilanziert, sondern der hat eher so ein kameralistisches Rechnungssystem. Wenn er bilanzieren würde, müsste man auch noch natürlich den Staatsschulden von 2 Billionen Vermögenswerte gegenüberstellen. Aber es gab mal, ich glaube der Roland Koch war es in Hessen der mal sowas gemacht hatte, mal so versucht hatte, doch die tatsächlichen Vermögenswerte seinen Schulden des Landes Hessen gegenüberzustellen. Dann kommt natürlich immer drauf an, was man bei den Schulden mitberücksichtigt. Er dann auch alle Forderungen der Beamten mitberücksichtigt, Pensionsforderungen und so weiter. Es kam dann doch raus: wenn er wirklich bilanzieren würde und ein Unternehmen wäre, wäre er pleite, also überschuldet.

Jens Kregeloh: Und das ist genau das Thema, auch für jedwede Staaten, dass das eben passieren kann. Wir haben es jetzt in jüngster Vergangenheit gesehen, wir haben es hierzulande in einem Jahrhundert zweimal erlebt, aber wenn ich so hinaus in die Welt schaue, dann ist da eigentlich nichts mehr von zu spüren. Die Finanzkrise scheint überwunden zu sein und ,ja, wir machen weiter wie bisher. Draghi sagte ja nur um jeden Preis wird er den Euro retten wollen – wie lange kann´s noch gut gehen?

Raimund Brichta: Das System hält länger als du glaubst oder als viele andere glauben. Als ich anfing Wirtschaftsjournalist zu werden, damals Volontariat Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre gab es schon Viele, die das baldige Ende dieses Systems voraussahen. Baldig hieß in wenigen Jahren. Ich erinnere mich an einen ehemaligen Chefvolkswirt der Dresdner Bank, Kurt Richebächer hieß der, der war da nicht mehr Chefvolkswirt, sondern hatte einen „Richebächer Letter“ und war dann so ein Guru, ne, und der hat auch immer wieder in diesen Lettern geschrieben das Geldsystem wird bald zusammenbrechen. Die Argumente waren die gleichen wie heute, nur das Geldsystem ist immer noch da. Das heißt es hat doch eine relativ lange Lebensdauer und ich glaube auch nicht dass es in diesem Jahrzehnt, gut das ist nicht mehr lange dieses Jahrzehnt, in diesem Jahrzehnt passieren wird: Ich rechne eher wenn überhaupt frühestens Ende des nächsten Jahrzehnts damit, dass es in sich zusammenbricht.

Jens Kregeloh: So, dann ist ja die Frage zu stellen, sollte das passieren, „kann ich mich darauf vorbereiten als Privatmensch, als Investor, sollte ich vielleicht die Tipps gibt’s ja schon, dass ich alles auf den Kopf haue, dafür aber Schulden mache, weil wenn es dann hinterher zusammengestrichen wird stehe ich fein da?“ oder was wäre…

Raimund Brichta: Naja, fein da steht man dann nicht. Aber klar ist, wenn man in einer Währungsreform zum Beispiel, wenn man Geldvermögen hat -Geldvermögen heißt immer Forderungen gegen andere; alles was unser Geld ist ist ja Forderung, haben wir ja gerade geklärt- dann kann man viel verlieren. Und wenn man keine Forderungen hat, kein Geldvermögen kann man auch nichts verlieren. Das heißt a) die Leute die nichts haben leiden am wenigsten unter einer Währungsreform, das ist richtig. Die Schuldner können natürlich nicht sagen, „ah, jetzt sind wir fein raus, jetzt haben wir keine Schulden mehr.“ Ich glaube nicht dass in einer Währungsreform die Schulden der Privatleute auch gestrichen werden. Sondern das wird dann doch noch irgendwie versucht zumindest einzutreiben.

Jens Kregeloh. Ja, na gut, wenn dann jemand oder massenhaft die Menschen den berühmten Finger heben müssen…

Raimund Brichta: Das ist was Anderes, oder sie müssen offiziell auch Pleite anmelden. Ja, genau, richtig.

Jens Kregeloh: Verstanden. Jetzt gibt es ja den Gedanken: Wenn ich -beispielsweise- in Immobilien oder ähnliches investiere, dann habe ich einen Sachwert gekauft der möglicherweise dann eben entsprechend vor solchen Pleiten geschützt ist. Ich denke aber auch, das ist zumindest ein Gedanken der vielleicht funktioniert auf lange Sicht, wenn man eine Krise, überstehen will und sich über eine Krise vielleicht hinaus retten will – denn im Höhepunkt einer Krise, dann nehme ich jetzt das Beispiel Amerika, mit den Immobilienkrediten, wenn dann ich sag mal straßenweise oder landstrichweise „x-tausend“ Immobilien unter den Hammer kommen – da gibt es mitunter gar keine Käufer mehr, ja? Das heißt zumindestens im Höhepunkt einer solchen Krise hilft das ja auch nicht.

Raimund Brichta: Natürlich. Jeder Wert, auch Sachwerte, werden im Rahmen einer solchen Krise wie da zum Beispiel schon 2007, 2008 geschehen oder auch in einer noch größeren Krise in einer Währungsreform, werden an Wert verlieren das ist ganz klar. Der Unterschied ist aber dass an Sachwerten letztendlich dann was übrig bleibt, das sich auch wieder im Wert nach oben entwickeln kann. Während an Geldwerten, also an Forderungen meistens nichts mehr nach einer Währungsreform oder ganz ganz wenig übrig bleibt. Bei der letzten Währungsreform glaube ich zehn zu eins gestrichen, so 90% waren weg. Und die 90% die weg waren, die konnten auch nicht wieder aufgeholt werden.
Aktienkurse können natürlich auch theoretisch um 90% einbrechen. Es wird aber immer Unternehmen geben, die danach weitermachen und dann hat man daraus die Chance dass sich das wieder an Wert nach oben entwickelt.

Jens Kregeloh: Das gebe ich auch gerne in der Praxis dann als Beispiel an und wenn man an Unternehmen denkt wie Coca-Cola, General Electric, also Unternehmen die es so lange gibt, dass man sie auch über die Weltkriege hinaus verfolgen kann, dann war es genauso. Da gab es auch die Zusammenbrüche 80, 90%. Aber dann in den 50er Jahren standen die wieder höher als zuvor und somit ist auch das eine gewisse Art von, ja, Wertaufbewahrungsmittel.

Raimund Brichta: Trotzdem: man wird dann deswegen auch nicht ruhig schlafen, vielleicht ein bisschen ruhiger sein als jemand der nur eine Forderung hat, aber wenn seine Aktien um 90% einbrechen ich glaube dann schmeißt man sie vielleicht auch noch zum Tiefpunkt auf den Markt und verkauft und ärgert sich dann. Also das kann man mit Häusern ja dann weniger, auch da gibt es Möglichkeiten nicht nur, dass die wir an Wert verlieren oder niemand sie kaufen will, auch dann kann man ja dann auch nach einer Währungsreform Sondersteuern erheben auf Immobilienbesitz, man kann Zwangshypotheken einführen, auch das ist ja alles geschehen. Man kann Goldbesitz verbieten anderer Sachwert, also, ich sag mal in so einer Situation wird niemand ungeschoren davonkommen.

Jens Kregeloh: Ja, das glaube ich auch. Und natürlich können solche Dinge wie Edelmetalle unter Umständen helfen, tatsächlich zu überleben im rein biologischen Sinne, ja, weil man sich vielleicht noch das halbe Schwein beim Bauern kaufen kann…

Raimund Brichta: Naja, aber wenn man es nicht mehr halten darf muss man es illegal machen oder man kommt ins Gefängnis, was auch immer, da muss man vorsichtig sein. Also der Staat hat immer Möglichkeiten einem da doch das Leben schwer zu machen.

Jens Kregeloh: Ist es nicht erstaunlich -ich meine uns beide treibt ja ein bisschen, mindestens ein bisschen, das Thema Finanzbildung um-, dass trotz dieser Verhältnisse, dieser Möglichkeiten, dieser Szenarien, trotz dessen dass wir vor 12 Jahren, 11 Jahren so etwas erlebt haben oder nah dran waren – ja immer noch „die Deutschen“, „der Deutsche im Durchschnitt“ am meisten investiert (das kann man eigentlich so gar nicht nennen) auf Kontoguthaben, Tagesgeldern und Sparkonten. Ja, Forderungen, also Schulden, ja, mein Guthaben bei der Bank ist ja im Grunde genommen eine Schuld, die diese an mich hat; Versicherungen: das Gleiche, Versicherungsguthaben selbst wenn es die Versicherung nicht selber schuldet, investiert sie zu 90%, hier in Deutschland investieren die Versicherungen in Deutschland zu 90% in Schuldtitel – ja, woher kommt das? Das ist doch eigentlich in höchstem Maße unvernünftig, das heißt selbst in normalen Zeiten laufen andere Investment ja in der Regel besser, geschweige denn in solchen Krisenzeiten.

Raimund Brichta: Naja das kann ich nicht beurteilen, weil ich damals nicht gelebt habe, als dass sich quasi begründet hatte, diese Mentalität, aber die deutsche Mentalität ist halt so, dass wir mehr auf Geldwerte setzen. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass wir so viele Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken haben, die ja sehr als sehr stabil gelten. Sind Sie ja auch, viel stabiler als irgendwelche Banken, die auch noch im Investmentbanking zusätzlich beschäftigt sind, ja? Aber warum und weshalb – keine Ahnung ist mir auch egal, ja? Es gibt aber Leute die beschweren sich über diese Mentalität. Ich sag: sie ist so wie sie ist, ich kann vielleicht auch was dagegen tun in meinem Rahmen, aber ich bin nicht böse wenn die Leute eben so sind wie sie sind. Sollen sie´s doch machen.

Und wir waren davor und Anleger, die diese Warnung ernst nehmen, die werden sich überlegen ja doch wieder etwas vielleicht die Vermögen umzuschichten, Andere tun das eben nicht.

Jens Kregeloh: Kennen Sie die Auflage ihrer Bücher…

Raimund Brichta: …nein…

Jens Kregeloh: wie viele Menschen haben das gelesen?

Raimund Brichta: Also mal ein paar tausend waren es sicherlich, das schon, ja.

Jens Kregeloh: Weil das ist ja auch eine Sache: Wenn ich sehe, wie profunde das recherchiert ist und wie sie, wie du das aufgebaut hast mit, ja einfach mit Schritt-für-Schritt so dass jeder es wirklich nachvollziehen kann auch ohne Vorkenntnisse in meinen Augen, wäre das für mich eigentlich Standardliteratur. So und jetzt gibt es das mittlerweile habe ich gesehen als Taschenbuch, man muss nichtmals mehr 10 € investieren…

Raimund Brichta: …9,90 € und es gibt´s auch in guten Bibliotheken schon umsonst auszuleihen…

Jens Kregeloh: …das müsste ja eigentlich Basiswissen sein. In der Hinsicht geschieht ja weiterhin nichts. Ich kenne die Umfragen, wonach „der Deutsche“ wie man so schön sagt, dann lieber zum Zahnarzt geht, als sich mit den Finanzen zu beschäftigen…

Raimund Brichta: …genau…

Jens Kregeloh: …das scheint eine enorme Aversion zu sein.

Raimund Brichta: So ist es.

Jens Kregeloh: Vielleicht funktioniert deswegen genau das System auch noch wenn dieses Vertrauen so unerschütterlich ist, Kreditwesen, credere kommt von Vertrauen, dann scheint das möglicherweise ja auch der Grund zu sein, warum das Schlimmste nicht passiert ist.

Raimund Brichta: Ja man muss ja auch, das ist ein guter Punkt, man muss ja auch bedenken: es gibt ja auch Leute, Organisation die von diesem System profitieren. Das ist die gesamte Finanzwirtschaft. Und der ist das natürlich nicht recht, wenn zu viel Kritik am System geübt wird. Und lässt es zu, wir haben die freie Gesellschaft. Aber zuviel des Guten ist dann auch nicht vielleicht gut und dann sagt man wären solche Leute vielleicht eher nicht mundtot gemacht aber…es gibt ein Beispiel, in dem man dann vielleicht nicht mehr in öffentliche Diskussionen eingeladen, solche Sachen, also da muss man auch, oder Wissenschaftler die vielleicht mal ein bisschen gegen den Strich bürsten – die werden dann auch gemieden von der Politik. Also es gibt auch hier recht diffizile Methoden um sich solcher Leute nicht zu entledigen, aber sie doch ein bisschen in den Hintergrund zu drücken…

Jens Kregeloh: …und mundtot zu machen…

Raimund Brichta: Genau.

Jens Kregeloh: Nichts desto trotz steht es ja jedem frei sich selber zu informieren und es gibt ja heute derart vielfältige Informationen, dass man zumindest sagen kann es wird nicht an mangelnden vorhandenen Informationen liegen, dass jemand anders agieren könnte. Ich glaube da setzt du auch an, du hast jetzt auch schon vor zwei-drei Jahren das Konzept ins Leben gerufen „das Wahre-Werte-Depot. Vom Namen her passt es natürlich auch sehr gut zu dem Buch und ich denke mal es geht auch in die Richtung „wie kann ich investieren möglicherweise, um mich vor potenziellen Schäden zu schützen soweit es zumindest geht“ – ja was muss unter dem Konzept verstehen, was setzt Du da um und was treibt dich da an?

Raimund Brichta: Richtig ist, dass sich dieses „Wahre-Werte-Depot“ aus diesem Buch entwickelt hat und wir haben dann im kleineren Kreis zusammen gesessen und überlegt „kann man daraus was im Buch hier auch in einem Kapitel angerissen wird -wie sollte man sich als Anleger, als Mensch darauf einstellen, dass irgendwann mal der große Crash passiert- kann man das in Form einer Webseite zum Beispiel umsetzen und haben das Wahre-Werte-Depot kreiert. Ein Musterdepot im Internet, in dem wir auf eben Sachwerte setzen. Und mit im ganz geringen Maße auch auf Geldwerte. Sachwerte, eben Aktien, von guten Unternehmen möglichst mit geringer Verschuldung, schönem Marktmodell, bei denen man erwarten kann dass sie auch nach einer Krise wieder weiterarbeiten werden. Wir haben einen Immobilien-Anteil und wir haben einen Edelmetall-Anteil.

So. Das Besondere an diesem Konzept, es gibt eigentlich so viele Besonderheiten, vielleicht kann man die alle Stück für Stück noch abarbeiten, eine Besonderheit ist, dass wir, wir sind zu dritt, das bin ich und mein Partner Anton Voglmayer, der auch beim Buch dabei war und das ist der Fondsexperte Volker Schilling, mit dem ich gut befreundet bin. Wir entscheiden aber, wie entscheiden zwar, das schon, letztendlich was dann im Depot ist, wir haben auch das Anfangsdepot kreiert. Aber mittlerweile rufen wir alle Leserinnen und Leser dazu auf selbst Vorschläge zu machen und was ihrer Meinung nach ein wahrer Wert ist, es wird dann im Internetforum diskutiert, im Blog. Und letztlich treffen dann trotzdem wir zu dritt die Entscheidung „ja, ist ein wahrer Wert aus unserer Sicht, nehmen wir auf, beziehungsweise nehmen wir mal auf unsere Beobachtungsliste wenn der vielleicht gerade charttechnisch vielleicht überhitzt ist oder es sich anbietet einzusteigen, oder eben nicht.

Also in einer Art Schwarmintelligenz aber ganz anders als alle Anderen die es machen, in einer kontrollierten Form. Diejenigen die bisher solche Modelle machen, Schwarmintelligenz machen, das machen sie ja mehr oder weniger ungefiltert das was die Mehrheit entscheidet wird gemacht. Bei uns ist es kontrolliert, das heißt letztendlich entscheiden dann doch wir. Das ist der große Unterschied.

Jens Kregeloh: Ich denke das gerade Thema „wir machen das, was die Mehrheit macht ja auch Trends verstärkt, also nach oben wie nach unten. Wenn dann in einer Baisse, in einer Börsenkrise, alle Leute verkaufen dann verstärkt sich das natürlich dadurch, ja? Und das ist natürlich eigentlich nicht gewollt, insofern finde ich den kontrollierten Prozess…

Raimund Brichta: …und wir haben ja noch andere Entscheidungsteile eingebaut, also wir haben Sicherheitsnetze, also wichtig ist uns im Depot dass wir, unser Ziel ist es, möglichst Schwankungen vor allem nach unten zu glätten. Auch unsere Aktien werden fallen die wir haben, das ist ganz klar, wir versuchen aber dann wenn sich doch größere Gefahr im Verzuge andeutet, dass wir dann dennoch verkaufen und sagen „raus“. Zum Beispiel wenn sich so eine große Krise ankündigen sollte, wir wissen ja auch in der letzten Krise haben auch unsere Werte viel verloren, teilweise. Die bessere Variante wäre auch da gewesen raus zu sein. So, das heißt wir beobachten auch den Markt und versuchen Schwankungen nach unten zu glätten. Nur wenn uns das nicht gelingt, wir sind auch keine Hellseher, dann haben wir noch die Sicherheit, dass wir sagen dann haben wir aber wahre Werte und dann können wir relativ sicher sein dass sie sich danach wieder erholen werden.

Jens Kregeloh: Wie lange gibt’s das Konzept schon und habt ihr in der Zeit auch mal tatsächlich alles verkauft, weil irgendwas drohte?

Raimund Brichta: Das Konzept gibt es ja seit Oktober 2014. Und wir haben zweimal alles verkauft außer Gold , das war einmal am 4. Januar 2016.

Jens Kregeloh: Trump?

Raimund Brichta: Nein, Januar 2016 war noch nicht an Trump zu denken. Das war wegen China, ging es da kräftig nach unten an den Märkten. Es gab das erste Mal schon im Jahr 2015, das hat man mitgemacht aber haben uns wieder rasch erholt. Und das war mir vor allen Dingen alles zu gefährlich, vor allen Dingen dann auch Dezember hinein, was sich da entwickelt hatte. Der Dax hat gewisse Marken nicht reißen können und am 4. Januar kam dann auch morgens, das war der erste Handelstag im Jahr 2016 kam die Meldung aus Asien die Börsen crashen da und wird sich auf uns fortsetzen wir haben alles verkauft. Was sich dann im Nachhinein auch als sinnvoll herausgestellt hat, denn die Märkte waren dann zwei Monate im Abwärtstrend und wir haben das einfach geglättet. Wir sind dann auch nicht zum Tiefpunkt eingestiegen, natürlich nicht, aber wir haben das geglättet und haben dann wieder sukzessive im Laufe des Jahr 2016 aufgebaut und waren dann auch wieder dabei.

Jens Kregeloh: Ich kann mich erinnern, das war so eine Art kleiner Doppelcrash, auch bei Anleihen, das war ziemlich genau Anfang Dezember bis Ende Februar Ende Februar…

Raimund Brichta: Ende Februar war das schon wieder vorbei, der Spuk, ja also eigentlich Januar bis Februar. Gut, wir haben damit zumindest bewiesen „wir können es“, aber trotzdem können wir nicht garantieren dass wir es immer schaffen, wir haben auch keine Glaskugel.

Jens Kregeloh: Ja klar, aber du hast vorhin erwähnt, ein Fondsmanager ist mit dabei das heißt Ihr habt das Konzept auch schon in einen Fonds fließen lassen oder…?

Raimund Brichta: Genau, das ist jetzt eine zweite Besonderheit. Wir hatten dann, nachdem das schon über ein Jahr lang lief dieses Depot immer mehr Anfragen auch von interessierten Anlegern „kann man denn darin investieren“, auch die Finanzindustrie im weitesten Sinne hatte gefragt „kann man das Konzept vielleicht irgendwie darstellen, dass wir das auch vertreiben können?“. Ich persönlich war immer der Meinung „ich bin Journalist, damit habe ich nichts zu tun, ich mache Musterdepot gerne und mach das auch, die Webseite betreibe ich, aber ich bin kein Fondsmanager. Fondsanlagen und Fondsmanagement ist nicht meine Sache.

Wir haben dann lange diskutiert und haben dann ein Konzept gefunden, dass es mir ermöglicht, das weiter zu machen, uns ermöglicht das Depot zu betreiben und einen Fonds der hintendran dieses Depot abbildet, ja. Und das Besondere ist jetzt tatsächlich es gibt diesen Fonds seit Oktober 2016. Das Besondere ist jetzt tatsächlich, das dann damit ja a) eine nie dagewesene Transparenz herrscht eines Fonds auch, denn der Fonds, wenn er das Depot abbildet und jeder kann sofort sehen a) welche Wert hat er drin, b) wie entwickelt er sich, zeitnah also wir schicken zum Beispiel immer einen Depotalarm raus, ob wir einen Wert aufnehmen und einen Wert rausschmeißen oder mehrere Werte, b) das Depot ist auch noch quasi realtime im Internet über einen Link auf der Webseite
einsehbar. Also man kann quasi real-time glaube ich Zeitverzögerung 15 Minuten quasi verfolgen wie entwickelt sich das. Das hat bisher kein anderer Fonds.

Jens Kregeloh: Da lässt sich keiner in die Karten schauen.

Raimund Brichta: Das ist eine große Transparenz, die damit ein institutioneller Vermögensverwalter was ja ein Fonds ist damit quasi über diesen Umweg der Webseite schafft und nicht nur das.
Es ist auch nach meinem Wissen zumindest der erste Fonds, bei dem die Anleger selbst Einfluss nehmen können auf die Anlagepolitik durch Depot-Vorschläge.

Jens Kregeloh: Ist denn das nicht gleichzeitig was, was Dich unter Druck setzt weil Du jetzt weißt, Mensch, das wird auch noch in einem Fonds umgesetzt, wo wirkliches Geld verwaltet wird und wo Anleger Gewinn und Verlust machen?

Raimund Brichta: Ich versuche mich davon loszusagen, was mir aber nicht immer gelingt, das gebe ich zu. Aber mein Ziel war ja auch eigentlich „ich bin Journalist und mach weiter das Musterdepot und der Fonds soll Fonds bleiben. Man muss zumindest versuchen, und das tue ich, mental unabhängig zu sein davon.

Jens Kregeloh: Ich kann mir ja auch vorstellen, jetzt mache ich mal ein fiktives Beispiel, Ihr habt Bayer im Depot. Na gut, Bayer ist jetzt aus anderen Gründen vielleicht im Moment nicht das, aber egal, nehmen wir jetzt mal Bayer, weil ich Bayer gesagt habe und ihr findet die gut und ihr habt die im Depot und jetzt kommt eine positive Meldung zu Bayer, die du vielleicht in der Telebörse vorträgst: wärst du dann nicht versucht noch quasi einen privaten Kommentar hinten anzuhängen, um den Kurs noch ein bisschen nach oben zu bringen…

Raimund Brichta: …überhaupt nicht, ist mir sowas von wurscht. Weil sowieso jeder Wert nur einen kleinen Anteil am gesamt Depot hat, und ich genauso auch ja selbst auf der Seite auch dann berichte wenn es mal nach unten geht. Ich kann ein Beispiel nennen: wir hatten eine, wir haben eine Firma jetzt im Moment nicht im Depot, aber lange im Depot gehabt, die heißt Bakkafrost, ein Lachszüchter von den Färöer Inseln, und da gab es die Meldung, dass da irgendwie ein Virus in diesen Zuchtbecken aufgetaucht sei und die Aktie ist gefallen. Das habe ich natürlich trotzdem sofort auf der Internetseite auch bei uns veröffentlicht. Also das ist doch völlig klar, wir machen da keinen Unterschied und ob wir dann uns überlegen ob wir den Wert vielleicht verkaufen ist dann eine ganz andere Sache.

Aber ich behalte auch alle unsere Werte kritisch im Auge, das ist ganz wichtig , man darf ja auch nicht dann blind werden vor möglichen Gefahren, ne? Und ich guck bei allen Werten auch immer kritisch die Charts vor allen Dingen an und wenn ich merke da ist irgendwas im Busch da sage ich auch bin ich der erste in unserem Dreierteam der sagt hier sollte man vielleicht erstmal doch glatt stellen.

Jens Kregeloh: Ja, das sonstige Verhalten, das viele Privatanleger auch haben, dass sie dann psychologisch agieren eher und sagen „oh nein, jetzt habe ich aber bei dem und dem Kurs gekauft jetzt realisiere ich ja tatsächlich einen Verlust wenn ich das mache, ah die Aktie ist jetzt 30% gefallen, noch tiefer kannst ja gar nicht gehen, ich behalte“. Und dann fällt sie noch weitere und noch weiter und noch weiter und wenn sie dann bei 10 steht wird sie verkauft so nach dem Motto „es kann ja nicht mehr gut werden“.

Raimund Brichta: Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen ist ne alte Börsianer-Regel. Aber wir alle sind uns einig: auch das funktioniert nicht immer. Wir haben ein Beispiel, da ist eine Unterstützung gebrochen worden, wir sind ausgestoppt worden und am nächsten Tag sprangen die Aktie wieder über diesen ausgestoppten Kurs. Alles ist möglich, das ist Börse.

Jens Kregeloh: Jetzt interessiert mich aber trotzdem auch: was ist mit dem Virus geworden bei dem Fischzüchter, war der da?

Raimund Brichta: Der war wahrscheinlich da, aber die haben den bekämpft und die Aktie ist dann gefallen aber sie ist wieder gestiegen, wir haben sie dann aus anderen Gründen erstmal aus dem Depot herausgenommen.

Jens Kregeloh: Ich habe mich ja auch auf der oder den Internetseiten so ein bisschen getummelt von dir und was mich schon etwas wundert, also für dich so gesehen positiv wundert ist deine Gelassenheit, auf das was ich jetzt erwähne. Es scheint mir, das gerade das Thema Offenheit und Transparenz und dieses offensichtliche zur Verfügung stellen von Informationen was ihr da tut, durchaus Menschen anzuziehen die dann in ihren Kommentaren etwas… ja vielleicht zu den Internettrollen gehören. Ist das so, dass gerade interessanterweise eine solche Offenheit so was fördert, dass dann Menschen kommen und ihren Senf dazu tun, die vielleicht da nicht so zu geeignet sind? Wollt Ihr das auch ausdrücklich?

Raimund Brichta: Ich glaube eher das Gegenteil, weil es sind sehr wenige die so sind. Aber du hast Recht die kommen und ich behandle jeden auch so, dass ich auch auf seinen Troll-Kommentar auch eingehe, ne. Selbst wenn er unter der Gürtellinie ist und ich stelle fest das ist auch so ein bisschen mein Konzept, ich stelle fest, dass die Leute sich meistens dann selbst bloßstellen. Am meisten die mit richtigen Namen, aber egal, trotzdem, sie werden dann auch von der anderen Gemeinde quasi ergießt sich ein Shitstorm über sie und von daher… Aber das ist nicht so dass sich das irgendwie jetzt besonders oft bei uns zutragen sollte und ich glaube eher es ist sogar relativ wenig.

Jens Kregeloh: Na, ist ja gut. Die Frage, die ich mir dabei stelle jetzt: Du hast diese ich nenne es mal Schichtdienste bei n-tv, bist Buchautor, bist jetzt noch Wahre-Werte- Depot-Finanzratgeber – wo bleibt da noch Zeit fürs Private? Gibt’s auch noch ein privaten Raimund Brichta, gibt es Hobbys die du hast oder musst du sagen „ich bin froh wenn ich noch 5 Minuten mit der Familie habe“?

Raimund Brichta: Also ich sage mal die Börse ist mein Hobby. Das gebe ich offen zu. Gewisserweise die Telebörse moderieren ist auch mein Hobby, macht mir zumindest großen Spaß. Und ich habe die ein oder anderen natürlich auch noch privaten Interessen, aber da sage ich mal: die privaten Dinge die werde ich nicht in der Öffentlichkeit diskutieren.

Jens Kregeloh: So soll es sein.

Raimund Brichta: Genau.

Jens Kregeloh: Vielen lieben Dank für das Gespräch, danke für deine Zeit!

Raimund Brichta: Bitte sehr.